Kapitel 07:
So. Nun wollte ich eine kleine Wanderung auf den Gipfel Montokuc in Angriff nehmen, um den Park und die Seen von oben genießen zu können. Dies ist hier die höchste Erhebung. Also marschierte ich den Weg zurück, um am Ufer des Veliko Jezero schräg nach oben in den Wald abzubiegen. Von hier aus sind es laut einem Wegweiser 2,1 Kilometer. Der Weg ist sofort sehr steil, und man bekommt sogleich eine Ahnung davon, was diese 2,1 Kilometer bedeuten. Die Sonne knallte erbarmungslos auf den armen Wanderer aus Deutschland hernieder, sodass man wirklich froh war, an manchen Stellen unter Bäumen ein Päuschen einlegen zu können. Der breite Weg wurde durch einige Mountainbiker genutzt, die hier die schöne Abfahrt genossen. Auch heute fühlten sich die vorherrschenden 27° wieder an wie über 30. An manchen Punkten sah ich das Türkis des Sees manchmal durchblitzen, doch blieb es immer tiefer und tiefer unter mir zurück. Als von rechts ein schmaler Wanderpfad aus Richtung Soline kam (ich frage mich wirklich, wo dieser Weg in Soline beginnt, denn ich hatte keinen gesehen), ging auch mein weiterer Weg nun in einen Pfad über.
Auf zum Montokuc
Der Wanderweg ist schön!
Hier geht's lang!
Der Gipfel
Der Weg zum Gipfel zieht sich jedoch noch weiter, als man denkt, und als ich oben große Felsen und ein Gipfelhäuschen sah, war ich stehend k.o.. Doch sieht man den grandiosen Ausblick, so weiß man, es hat sich gelohnt. Er ist unbeschreiblich. Man schaut auf die Bucht von Soline, die mit fantastischen Blautönen ins Meer übergeht, sieht ebenso den Veliko- und auch den Malo Jezero, kann bis zur Bucht von Polače im Norden hinüber schauen und fühlt sich dabei wesentlich höher als die 253 Meter, die der Montokuc über dem Meeresspiegel liegt. Auch im Nachhinein frage ich mich noch, was denn der Herr hier im Gipfelhäuschen macht. Mir diente er, indem er mir den kürzesten Weg zum Parkplatz zeigte. Zum Glück hatte ich genügend Getränke dabei, denn auch der Rückweg dauerte noch eine ganze Weile. Vom Montokuc zum Parkplatz waren es ebenfalls 2,1 km. Doch Wandern in den Wäldern auf Mljet ist ein Genuss.
Blick auf die Seen
Himmlische Aussicht!
Was lag nun näher, als sich Polače anzuschauen, wenn man schon einmal in der Gegend war? Also setzte ich mich ins Auto und parkte ca. 50 Meter vorm Stadttor. Ein alter römischer Palast bildet den Eingang in den Ort und auch zugleich die größte Sehenswürdigkeit des Ortes, der in der schönen Uvala Lanđina liegt. Polače ist ein Mekka der Bootsbesitzer. Nach der kleinen Wanderung hatte ich mir eine Erfrischung verdient und kaufte in einem Souvenirshop ein nicht unbedingt einheimisches Dosenbier, ein Löwenbräu. Schande über mich! Ich wanderte der Promenade entlang und zog viele Blicke der in den zahlreichen Konobas zu Mittag speisenden Menschen auf mich. Auch hier musste ich mein Getränk gleich gegen eine ganze Horde herrenloser Wespen verteidigen.
Ortseingang von Polače
Blick von innen
Boote in der Bucht von Polače
In Polače befinden sich viele Konobas
Die Hauptstraße
An einem solchen Nachmittag nach einer Wanderung muss man natürlich erst einmal baden. Zwischen Blato und dem Inselhauptort Babino Polje liegt im Süden der schöne Strand Sutmiholjska. Dies war mein Badeziel. Oberhalb des mit großen Kieselsteinen bestückten Strandes befindet sich viel Raum zum Parken. Vom Parkplatz sieht man bereits, dass man durchaus an einem hübschen Fleckchen gelandet ist, an einer kleinen, tief ins Land eingeschnittenen Bucht, die sich bei vielen Gästen großer Beliebtheit erfreut. Die Wellen schlugen hoch dem Strand entgegen; das Schwimmen machte Spaß. Die meisten gaben sich jedoch ausschließlich dem Sonnenbad hin – auch gern mal oben ohne. Der Strand Sutmiholjska ist sehr ansehnlich, konnte jedoch dem Strand Saplunara vom Vortag nicht ganz das Wasser reichen. Weit oberhalb der Bucht liegt ein Haus mit einer schönen Terrasse. Wie ich beim Lauschen anderer deutscher Gäste mitbekam, war das noch vor einigen Jahren eine Konoba. In diesem Jahr wurde ich so braun wie noch nie zuvor. Als leichter Erdbeergeruch von der Shisha eines jungen, ebenfalls deutschen Paares zu mir herüberzog, gab auch ich mich unserem Fixstern hin.
Der Strand Sutmiholjska
Im Sonnenlicht
Durchaus ansehnlich!
Das Treiben am Strand
Auf dem Weg in das Dörfchen Kosarica galt es nun noch, sich eine weitere Blatina anzuschauen, die sich zwischen Kosarica und Blato befindet. Diese Dinger sind wirklich sehenswert. Kozarica entpuppte sich als hübscher, kleiner Küstenort. Am Ortseingang hatte ich den Mazda abgestellt und marschierte ins Dorf hinab. Am Hafen ragt eine Mole weit ins Wasser, die von einigen Sonnenanbetern als Liegefläche genutzt wurde. Ich fragte einige Einheimische, wo es in der Nähe eine alte Saline geben würde, da ich sie gern anschauen wollte. Es wurde ein etwas schwieriges Unterfangen. Meine Versuche mit den Worten "Saline" oder "Slatina" schlugen fehl. Ein Mann rief mich sogar in seine Wohnung, wo ich diese Worte aufschrieb. Die Erklärung "old salt field" führte dann aber zum Ziel.
Blatina zwischen Kosarica und Blato
Kosarica
An der Mole
Alte Steinhäuser
Einige Häuser wurden restauriert
Hinterm Ort befindet sich ein Campingplatz. Hier ist man richtig. Die Saline befindet sich zwischen dem Campingplatz und dem Meer. Der Platz gefiel mir ganz und gar nicht. Eine Handvoll Wohnmobile standen hier, ansonsten wurde der Platz nur von Campern mit Zelten genutzt. An einem dunklen Hang, der unter Bäumen lag und wirklich kaum Licht abbekam, standen viele Zelte auf terrassenförmig angelegten, kleinen Parzellen. Hier bekam man von der Umwelt absolut nichts mit und konnte auch das Meer nicht sehen. Die Zeltbewohner saßen vor ihren Behausungen, unterhielten sich, hängten ihre Kleidung auf Leinen und erweckten nicht den Eindruck, als interessierten sie sich dafür, wo sie sich befanden. Ich konnte absolut nicht nachvollziehen, warum man hier zelten sollte. Ich musste aber nur hindurch. Unter dem Platz waren die Wasserrinnen der Saline zu sehen. Alles war jedoch etwas zugewuchert. Hinter der Saline am Waldrand stehen zwei alte Häuser. Ob sie heute noch genutzt wird, kann ich nicht sagen.
Die alte Saline
Blick von der Straße aus
Mein Weg führte mich nun nach Blato. Der Ort liegt am Hang und besteht aus vielen, sehr alten Gebäuden – noch so ein alter, verschlafener Ort, in dem vorwiegend ältere Menschen wohnen, viele Häuser aber auch verlassenen und verfallen sind. Hier spürt man die Vergangenheit. Am Straßenrand saß ein älterer Mann. Vor ihm stand ein Eimer mit allerlei Lebensmitteln, unter anderem Weintrauben, und ich meine, auch einen Fisch gesehen zu haben. Alles in einem Eimer. Keine Ahnung, was das sollte. Er sagte so etwas wie: "Spazieren?" Ich nickte. Es folgten Wörter wie "Polski" und "Njemački". Er hatte nicht schlecht getippt. Ich sagte: "Njemački." Wir versuchten, uns etwas mit Händen und Füßen zu unterhalten, da er weder Deutsch noch Englisch sprach. Dann griff er in seinen Eimer und reichte mir ein Bündel Weintrauben. Dann noch eins. Und noch eins. Das waren schon mehr, als ich essen konnte, und ich fragte mich auch, ob ich sie denn essen wollte. Schließlich waren sie in dem Eimer, mit all den anderen Dingen. Ob sie überhaupt noch gut waren? Doch ich wollte ihn nicht verärgern, also aß ich. Und sie schmeckten auch. Dann setzte ich meinen Weg fort. Es gibt hier ganze Gassen, wo man schwören könnte, dass hier niemand mehr wohnt, aber manchmal irrt man sich.
Alte Haustür
Hier wohnt doch keiner mehr, oder?
Also, hier nun wirklich nicht
Manchmal kommt man sich etwas schäbig vor, wenn man mit Kamera durch die Gassen streift und die armen Verhältnisse dokumentiert, in denen die Menschen wohnen. Was mögen sie von einem denken? Dabei macht man das ja, weil man sich für Land und Leute interessiert. Aber man muss ja auch zugeben, dass diese einfachen Verhältnisse, dieses Authentische manchmal faszinierend wirkt. Doch was denkt der Einwohner? Da kommt schon wieder so ein reicher Deutscher und fotografiert unsere schlechten Lebensbedingungen? Nun ja, man will das Land kennenlernen, und dazu gehört nun einmal, dass man auch Bilder macht.
Oberer Dorfteil
Der Charme Blatos
Nicht mehr ganz intakte Hauswand
Das Haus des Weintraubenmanns
Im oberen Bereich stehen die ältesten Häuser. Hier traf ich wieder auf meinen Weintraubenmann und sah auch seine Frau. Sie standen vor einem Haus und er erklärte mir, dass dies sein Haus sei. Er war stolz darauf, und ich muss zugeben, dass das Haus auch in besserem Zustand war als viele andere. Unterm Dorf arbeiteten noch einige einheimische Bauern auf einem Feld. Wie mag es wohl sein, als Bauer hier zu leben und in einem solch alten, abgeschiedenen Dorf zu leben?
Zum Tagesabschluss fuhr ich in das schöne Prožurska Luka zur Konoba Marijina. Da es schon dunkel war, konnte ich den hübschen Küstenort natürlich nicht mehr anschauen, aber das war ja sowieso erst für den nächsten Tag geplant. Die Anfahrt in den Hafen war haarsträubend. Eine schmale Straße führte mit gefühlten 20 % Gefälle zum Hafen hinab, und darunter sah man nur Wasser. Gaaanz, ganz langsam fuhr ich hinunter, denn schließlich wollte ich nicht ins Wasser stürzen. Meine Mutter wäre hier natürlich niemals runtergefahren. Kurz vorm Wasser konnte ich nach rechts abbiegen und parkte. Zur Konoba Marijina kommt man nur zu Fuß.
Ich hatte Wildschwein aus dem Backofen mit Ofenkartoffeln bestellt, und als Vorspeise versuchte ich frische Austern. Das Fleisch war vorzüglich, aber die Austern schmeckten mir – wenn ich ehrlich bin – doch etwas zu bitter. Die Konoba wird sehr gern von Yachtbesitzern besucht, die in kleinen Booten extra zu ihrer Yacht zurückgebracht werden. So endete ein ereignisreicher Tag.
Austern auf Eis
Wildschwein aus dem Backofen mit Ofenkartoffeln
(Besuchte Orte: Pristanište, Soline, Polače, Kozarica, Blato)