Zitat von eak:
Bin am Montag 30.7 von Valalta abgereist.
Die Textiler (nicht nur Jugendliche) werden immer mehr. Wir standen in der Uvala-Bucht, Nachbarcamper hatten schon selbst ein FKK-Schild aufgestellt. Als wir abführen sah ich,daß viele FKK-ler sich in eine Liste eintrugen. Ich denke das es ein Protest gegen die Textilisierung war.
Es wird etwas getan und das ist gut so!!!
Also, die schlimmen Befürchtungen haben sich bestätigt.
Wir haben natürlich auch denselben Text als Antwort bekommen.
Gut ist, dass etwas, was vorher inoffiziell geduldet wurde (laut Aussage
von anderen; wir haben das nicht beobachtet, waren aber 2004 das letzte
Mal in Valalta---da war Bekleidung nur bei der Rutsche zu sehen),
nämlich, dass sich manche Jugendliche auch abseits der Rutsche nicht
auziehen, jetzt offiziell ist. Wir finden die neue Regelung zwar nicht
gut, aber es ist doch besser, wenn offizielle Regeln und Praxis
übereinstimmen (dies scheint aber bei einigen erwachsenen Italienerinnen
nicht der Fall zu sein).
Valalta beteuert, dass sie eine "FKK-Anlage" (was auch immer das jetzt
bedeuten mag) bleiben will. Wenn sie aber nicht die Ausweise
kontrollieren, was wird einen 20-jährigen daran hindern, sich nicht
auszuziehen? So ist eine schleichende Textilisierung, ob gewollt oder
nicht, programmiert (nicht "vorprogrammiert"---das ist doppelt
gemoppelt).
Wir fahren dieses Jahr nach Ulika. Wir waren noch nicht da und werden
sehen, wie es ist.
Valalta begründet die Entscheidung teilweise mit den Aussagen von
INF-Funktionären, nach dem Motto, wenn wir hier nicht nachgeben, dann
ist der Nachwuchs der organisierten FKKler gefährdet. Sie ist viel eher
aus anderen Gründen gefährdet (was nicht unbedingt etwas schlechtes sein
muss): es ist nicht mehr so nötig, Vereinsmitglied zu sein, um FKK zu
betreiben und die Jugendlichen von heute interessieren sich einfach für
andere Sachen. Die heute 15-Jährigen unterscheiden sich mehr von ihren
Eltern, als das je in den letzten 40 Jahren der Fall war. (Vor 40 Jahren
war die Unterscheidung auch groß, aber mit umgekehrtem Vorzeichen).
Wenn diese Aussagen stimmen, dann ist das bedenklich.
Eine andere Rechtfertigung ist, dass manche Jugendliche "eine Phase" des
Schams haben, und danach sich wieder ausziehen und später selber mit
ihren Kindern nach Valalta kommen. Dazu braucht man Zahlen. Unsere
Erfahrung ist, dass die meisten Kinder von FKK-Eltern entweder kein
Problem damit haben, auch in der Pubertät nicht, oder aber in der
Pubertät sich anziehen und nie zu FKK zurückkehren. Selbst wenn es
solche Jugendliche gibt, muss man einen anderen Effekt dagegen aufwägen:
Jugendliche, die verunsichert sind, spüren einen Gruppenzwang, sich doch
nicht auszuziehen, und kommen so von FKK ab. Klar, umgekehrt gibt es
auch einen Gruppenzwang, aber die Angst vor dem Ausziehen ist
unbegründet, was die meisten auch merken, wenn sie auch in der Pubertät
nackt bleiben.
Zurück zum eigentlichen Thema. In einer idealen Wert wäre Baden mit
Badekleidung genau so bescheuert wie mit einer Burka herumzulaufen: kein
gesunder Mensch käme je auf den Gedanken. In einer fast idealen Wert
wäre Nacktheit eine weitere Option, wie heute (unter Frauen) einteiliger
Badeanzug, Bikini, oben ohne (oben ohne ist erst in den letzten Jahren
an manchen "Textilstränden" als Option dazugekommen, und Bikini erst in
den 50er Jahren). Dies ist tatsächlich der Fall in Dänemark und z.B. im
Waldbad in Hamburg-Volksdorf. Dies ist aber mit Valalta nicht zu
vergleichen, denn in Dänemark und Hamburg ist es eher so, man darf nackt
sein wo die Leute sonst nicht nackt sein müssen, nicht dass man
angezogen sein darf, wo die Leute sonst nackt sein müssen. Zum einen
ist dies aus Sicht der FKKler eine Verminderung der FKK-Möglichkeiten.
Zum anderen, die Intoleranz geht ganz klar von der Textilseite aus. Wer
meint, FKKler sind angezogenen gegenüber intolerant sollte sich ganz
nackt ausziehen an einem Textilstrand (oder in der Fußgängerzone, oder
in der Kirche). Wenn die FKKler durch Intoleranz der anderen Seite
gezwungen sind, in abgeschirmten Bereichen unter sich zu bleiben, dann
haben angezogene Leute dort nichts zu suchen. Punkt.
Der einzige unklarer Punkt ist das Problem, dass manche Jugendliche sich
nicht ausziehen wollen, obwohl die Eltern einen FKK-Urlaub machen
wollen. An sich sollte dieses Problem wie jedes andere Problem
behandelt werden, wenn sich die Familie nicht einig ist: vielleicht
dieses Jahr hier, nächstes Jahr dort oder was auch immer, aber man hält
sich an die jeweiligen Regeln. Mit der neuen Regelung versucht Valalta
einen Kompromissangebot anzubieten. Die Jugendlichen mögen damit
einverstanden sein, da sie selber bekleidet bleiben können, denn die
wenigsten würden sich an dem Anblick nackter Erwachsene stören. Für
viele Eltern aber ist dieses Angebot ein Nachteil: ganz abgesehen von
dem oben erwähnten Gruppenzwang ist es durchaus möglich, dass manch eine
nackte erwachsene Frau sich in der Umgebung von bekleideten Jugendlichen
fühlt. (Bis vor kurzem war dies kein Problem, denn die Jugendlichen
blieben bei der Rutsche.)
Eine bessere Lösung wäre vielleicht eine Anlage, die offiziell "clothing
optional" ist, also auch für Erwachsene (dann hat man das Problem der
Alterskontrolle nicht), oder aber eine Textilanlage mit anschließendem
FKK-Bereich (auch mit Toiletten, Restaurants usw.). Da die Jugendlichen
meistens sowieso nicht zusammen mit ihren Eltern bleiben, kann dann
jeder in seiner geliebten Umgebung bleiben. Oder umgekehrt, eine
FKK-Anlage mit Textil-Bereich. Dies war mit der "Rutschenlösung" früher
in Valalta der Fall gewesen und wäre gerade noch annehmbar. Besser wäre
ein Gebiet am Rande der Anlage. Da es bereits solche Anlagen gibt, will
Valalta wahrscheinlich nicht, dass die Leute mit den Problemjugendlichen
dorthin fahren. Aber sie muss dann in Kauf nehmen, dass sie andere
Gäste verliert.
Klar, es ist schade, wenn FKK-Anlagen verschwinden, wie Monsena. Das
beste Mittel dagegen ist, die echten FKK-Anlagen zu unterstützen. (Wenn
die Jugendlichen von Intoleranz reden und meinen, dass es doch besser
wäre, wenn jeder das macht, was er will, sich auszieht oder eben nicht,
sollte man sagen "gut, dann brauche ich mich nicht mehr anziehen, wenn
deine Freunde zu Besuch kommen".) Aber es hat wenig Sinn zu bedauern,
dass eine bestimmte Anlage nicht (mehr) FKK ist. Viel ärgerlicher bei
Valalta war, dass sie diese Änderung a) mitten in der Saison gemacht
haben und b) erst nach Druck auf ihren WWW-Seiten angekündigt haben.
Auch wenn die jetzige Praxis vorher gedultet wurde, wäre es immerhin
möglich gewesen, sie als Reisemangel zu bezeichnen, denn geworben wurde
mit FKK.