Insel in den Sand gesetzt
Renate Graber / Der Standard berichtet:
02. November 2010, 17:56
Viel Geld hat die Hypo Kärnten in Tourismusprojekten versenkt. Auf der Insel Jakljan zum Beispiel hat sie Immo-Kredite finanziert. Allerdings war die Verkäuferin, die Republik Serbien, nicht Eigentümerin der Insel, sondern Kroatien.
Statt Hypothek und Rückzahlung des Geldes für eine Insel vor Dubrovnik setzte es die Wertberichtigung von neun Millionen Euro
Die Hypo hat einem Kunden den Kauf einer Insel vor Dubrovnik finanziert. Doch statt Hypothek und Rückzahlung des Geldes setzte es die Wertberichtigung von neun Millionen Euro. Nicht die Verkäuferin der Insel (Serbien) war im Grundbuch eingetragen, sondern Kroatien.
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Wien - Aus Unterlagen der Kärntner Hypo, die ihre Vergangenheit aufarbeitet, tauchen mitunter skurrile Kreditvergaben auf - die die Bank viel Geld kosten. Ein Fall, der die Ermittler derzeit beschäftigt, dreht sich um die adriatische Insel Jakljan vor dem kroatischen Dubrovnik. Im Herbst 2005 wollte die kroatische Gesellschaft Jadranski (gehört zur Unternehmensgruppe von Hypo-Kunden Goran S.) einen Teil der Insel kaufen. Mit von der Partie sollte später auch Bill Montgomery sein, Ex-Botschater der USA in Kroatien, Serbien und Bulgarien, wie es in Unterlagen der Bank heißt.
Die Gesellschaft beantragte 6,7 Mio. Euro Kredit bei der Hypo. Geld (und Garantien) sollten zum Erwerb von Jakljan dienen, die Insel wurde damals von der serbischen Republik verkauft. Als Besicherung sollte die Bank eine Hypothek auf der Immobilie (ein Insel-Drittel) bekommen. Die Gruppe rund um S. wollte dort eine Luxus-Hotelanlage errichten.
Was in ihrem Kreditantrag nicht erwähnt wurde, war ein gewisses territoriales Problem, mit dem Insel behaftet war und ist: Die Verkäuferin (die Republik Serbien) war nicht ident mit dem im Grundbuch eingetragenen Eigentümer (Kroatien). "Der Hypo lag ein entsprechender Grundbuchauszug vor, dass Serbien damals nicht Eigentümer der Insel war", ist in einem Bankdokument festgehalten. Sprich: Kroatien und Serbien lagen im Streit um das hübsche Eiland in der Adria.
Was sich daraus für die Bank ergab: Der Hypo ist es nie gelungen, an eine hypothekarische Besicherung für ihre Kredite bzw. Garantien zu kommen.
Denn im bankinternen Kreditantrag war festgehalten worden, dass die Auszahlung des Geldes "vor Bestellung der Sicherheiten erforderlich" sei. Als "Schwächen" des Projekts hielten die Sachbearbeiter der Hypo zwar fest, dass "keine werthaltige Besicherung" vorliege, die fragwürdigen und umstrittenen Eigentumsverhältnisse der Insel wurden aber nicht erwähnt. Ebenso kein Thema im Kreditakt: Finanzierung der Luxusherbergen, Finanzierung des Kredits (er sollte am 1. Oktober 2008 samt kapitalisierten Zinsen bezahlt werden), Kostenkalkulation, Projektdarstellung.
Der Bankvorstand empfahl dem Aufsichtsrat die Annahme des Kredit- und Garantieantrags trotzdem. Wobei der Hypo-Kreditausschuss (er musste zustimmen, weil Kunde Goran S. mit seinen Unternehmen schon mit 80 Mio. Euro bei der Hypo in der Kreide stand) nur Statist war: Der Vorstand hatte die Garantien nämlich schon vorweg bewilligt.
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